Bei den Shaolin abgeschaut: Selbstbestimmt leben

selbstbestimmt leben

Wir kennen das alle: Der nicht gemachte Abwasch oder das vergessene Date – wenn uns erst einmal die Wut gepackt hat, kommen wir nicht mehr so schnell aus dieser Situation. Dann werden Dinge gesagt, die wir nicht so meinen und wir handeln aus dem Affekt, nicht aus unserer Überzeugung. Wer selbstbestimmt leben möchte, muss seine Emotionen gut dosieren.

Emotionen vernebeln die Gedanken

Stellen wir uns folgende Situation vor: Wir kommen morgens ins Büro und unsere Kollegin, mit der wir uns bisher gut verstanden haben, ist sehr wortkarg. Sie murmelt das „Guten Morgen“ nur vor sich her, auch im Laufe des Tages wird ihre Stimmung nicht besser. Wir suchen unweigerlich den Fehler bei uns. Haben wir etwas falsch gemacht? Da fällt uns ein, dass wir gestern früher in den Feierabend gegangen sind, während besagte Kollegin noch eine kurzfristige Aufgabe vom Vorgesetzten aufgebrummt bekam. Ja gut, dafür können wir ja nichts. Sie soll sich nicht so haben, schließlich bleiben wir auch manchmal etwas länger, wenn es vonnöten ist. Aus diesen Gedanken hinaus werden nun auch wir der Kollegin gegenüber wortkarg – und vielleicht etwas unfreundlich. Die Stimmung ist für diesen Tag hinüber. Einige Zeit später stellt sich heraus, dass die Mutter der Kollegin ins Krankenhaus eingeliefert wurde und sie deshalb so bedrückt war. Wir haben uns also ganz umsonst in eine emotional aufgeladene Stimmung hineingesteigert und nach ihr gehandelt. Das hat uns die Stimmung vermiest und dazu geführt, dass wir die Kollegin ungerecht behandelten. Unsere Emotionen sind nicht immer der beste Berater. Wer selbstbestimmt leben möchte, muss seine Gefühle verstehen und kontrollieren. Das lernen wir von den Shaolin.

selbstbestimmt leben

Ein Österreicher in Shaolin

Der Buddhismus ist auf dem Weg zu mehr Selbstbestimmung ein gutes Werkzeug. Die Mönche des buddhistischen Ordens der Shaolin veredeln ihr Leben lang die Fähigkeit, weise zu handeln und nicht ein Opfer der eigenen Begierden und Emotionen zu sein. Wir müssen aber nicht alle wie Siddhartha durch die harte Schule gehen. Der Österreicher Bernhard Moestl hielt sich immer wieder im bekannten Shaolin-Kloster auf. Dort lernte er für sein Leben – und damit ist nicht die Kampfkunst gemeint, sondern die Art zu denken. „Wer in Shaolin die Künste des Kampfes und des kampflosen Siegens erlernen möchte, muss zuvor seinen Meister davon überzeugen, dass er auch lernen möchte, selbstbestimmt mit seinen Gefühlen umzugehen“, so Moestl.
Während seiner Aufenthalte wurden dem heutigen Autor und Vortragscoach die Grundlagen der fernöstlichen Denkweise beigebracht, die er heute in aller Welt mit anderen Menschen teilt. In seinem Ratgeber „Denken wie ein Shaolin. Die sieben Prinzipien emotionaler Selbstbestimmung“ erklärt er, wie unsere Emotionen unser Denken beeinflussen und wie wir dagegen angehen.

Die Prinzipien der emotionalen Selbstbestimmung

„In Shaolin sagt man: Aus einer Emotion heraus handeln ist, wie wenn man sich auf einem rutschigen Boden gegen jemanden verteidigen muss, der selbst auf dem Trockenen steht“, so der Coach.

Nur wenn wir lernen, unser Handeln in erster Linie nach unserer Überzeugung und dem Verstand zu richten, entkommen wir der Falle. Bernhard Moestl leitet in sieben Schritten zur emotionalen Selbstbestimmung:

  • Das Prinzip der Ausgeglichenheit

Nur wer ausgeglichen ist, kann nicht von seinen eigenen Emotionen überrumpelt werden.

  • Das Prinzip der Abgrenzung

Wir sollten uns nicht durch das Handeln anderer – beispielsweise verbale Angriffe – in unseren Emotionen verstricken.

 

selbstbestimmt leben

  • Das Prinzip der Erwartungslosigkeit

Wenn wir etwas Bestimmtes erwarten, verändert dies unsere Wahrnehmung und schafft eine Erwartungshaltung. Wird die nicht erfüllt, reagieren wir emotional.

  • Das Prinzip des Nicht-Tuns

Etwas zu unterlassen, ist Angriff und Verteidigung.

  • Das Prinzip der Standfestigkeit

Wir sollten allein nach unseren eigenen Überzeugungen handeln.

  • Das Prinzip der Gegenwehr

Wenn uns jemand emotional herausfordert, beenden wir diesen Kampf, bevor er begonnen hat.

  • Das Prinzip der Selbstbeherrschung

Es ist gut, wenn wir lernen, unsere Gefühle zu kontrollieren – und niemand anderes.

Selbstbestimmt leben: Den eigenen Standpunkt verteidigen

Selbstbestimmt leben ist möglich, wenn wir wissen, was unser Standpunkt ist. Haben wir diesen gefunden, müssen wir ihn im richtigen Moment von unserem irrationalen Teil abtrennen. „Emotionen sind wie Alkohol immer dort fehl am Platz, wo sie unsere Entscheidungsfähigkeit beeinflussen“, so Bernhardt Moestl. Er holt die sonst so ferne Denkweise der Shaolin zu uns und zeigt an Beispielen aus dem eigenen Leben, wie die Philosophie auch in unseren Breitengraden umgesetzt werden kann. Wer die sieben Prinzipien beherzigt, wird einen klaren Kopf behalten und selbstbestimmt wählen, wie er leben und handeln möchte.

 Selbstbestimmt leben: Der Ratgeber

Bernhard Moestl: Denken wie ein Shaolin. Die sieben Prinzipien emotionaler Selbstbestimmung
Knaur Verlag, München 2016.
192 Seiten, 16,99 Euro.
ISBN: 978-3-426-21401-5

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