Und dann kommt der letzte Satz und wir legen das Buch atemlos und begeistert beiseite. Es ist immer ein wenig schmerzhaft, wenn ein Buch ausgelesen ist und klar ist, dass diese Geschichte nicht noch einmal neu erlebt werden kann. Aber wie schreibt man packende Thriller, herzergreifende Liebesgeschichten und mitreißende Hochliteratur? Das Sachbuch „Der Bestseller-Code“ verrät das Geheimnis der Nummer-1-Literatur.
Das Geheimnis des Bücherschreibens
Es liegt ein bisschen Zauber über Bestseller-Büchern wie der Harry Potter“-Reihe, „Fifty Shades of Grey“ oder Dan Browns „Sakrileg“. Wieso bin ich nicht auf die Idee gekommen, fragt sich so mancher. Sind alle Autoren Genies? Haben sie einen geheimen Plan oder sind sie einfach besonders besessen von der Idee, den einen Bestseller zu schreiben, der sie reich macht? Das kann sein, muss aber nicht. Den Beweis liefern Jodie Archer und Matthew L. Jockers mit ihrem Buch „Der Bestseller-Code“. Anhand eines objektiven Programms, dem Bestseller-O-meter, können sie ermitteln, welches Buch ein Bestseller werden könnte und welches bei Lektoren und Lesern durchfallen wird. Außerdem können die Sprach-Experten mit dem Bestseller-Code ermitteln, welche Eigenschaften verschiedene Bestseller eint. Jodie Archer arbeitet seit vielen Jahren im Literaturbetrieb und sie fragte sich immer, was einen Bestseller ausmacht. Mit dieser Frage richtete sie sich an Matthew L. Jockers, der Professor für Englisch an der University of Nebraska-Lincoln ist und daran arbeitet, Texte per Computeranalyse zu bewerten. Archer interessiert sich für zeitgenössische Bestseller-Literatur, Jockers für Computerlinguistik – ein traumhaftes Duo war geboren.
Wie funktioniert das Bestseller-O-meter?
Man nehme eine große Anzahl an Büchern und ein Computerprogramm, das die Texte analysiert. „Ein Cluster aus vernetzten Computern (…) kann, wenn er einmal programmiert ist, an einem einzigen Tag Tausende von Romanen auf Tausende von Datenpunkten hin überprüfen“, so Archer und Jockers. Gemeinsam entwickeln die beiden Wissenschaftler dieses Programm und überprüfen mit dem Bestseller-Code, welche Übereinstimmungen Bestseller aus den verschiedensten Bereichen haben. Etwa 5000 Romane der vergangenen 30 Jahre haben sie analysieren lassen, der Computer konnte mit einer Treffsicherheit von 80 Prozent ausmachen, ob es wirklich ein Bestseller ist, der zu einem Zeitpunkt in der Top10 der New York Times zu finden war, oder eben nicht. Dazu analysiert das Programm die Semantik, den Satzbau, Themen, Strukturen und Figuren sowie Verben und Artikel, die in den Texten vorkommen. So berechnet das System in Sekundenschnelle, wie sich in einem Text das Verhältnis von Adjektiven zu Substantiven gestaltet. „Stellt die Maschine fest, dass der Wert in Bestsellern etwas höher oder niedriger ausfällt, dann hat dieses Merkmal eine gewisse Aussagekraft“, so die Autoren.
Der Bestseller-Code: Was macht einen Bestseller aus?
Der Bestseller-Code garantiert nicht, dass jemand, der alle einzelnen Ergebnisse einer solche Analyse berücksichtigt, einen Volltreffer landen wird. Die beiden Literaturliebhaber sind sich darin einig, dass angehende Schriftsteller „zuallererst mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Schreibkunst kennen- und wirklich schätzen lernen müssen“.
Der Bestseller-o-meter gibt aber Hinweise auf Erfolgsgeheimnisse:
- Du solltest über ein Thema schreiben, dass du aus deinem eigenen Leben kennst und nachempfinden kannst
- Weniger Sex in der Handlung, aber viel Liebe
- Belletristik mit Hunden ist erfolgreicher als mit Katzen
- Bestseller haben einen regelmäßigen Takt an emotionalen Höhen und Tiefen
- Viel direkte Rede, aber ohne ablenkende Einschiebungen wie „hakte nach“ oder „rief aus“, besser „fragen“ oder „sagen“
- Setze in deiner Erzählung auf Authentizität: Echte Menschen und Orte, die du selbst kennst
„Keine Zwerge keine Fürsten, keine Krieger, keine Priesterinnen, keine Feldwebel, keine Herzöge und keine Zauberer (es kann nur einen Harry Potter geben). Und zu guter Letzt: keine Einhörner.“
In „Der Bestseller-Code“ stellen die Autoren die Ergebnisse vor, die das „Bestseller-o-meter“ in den Kategorien „Thema“, „Handlung“, „Stil“ und „Figuren“ ausspuckte. Was „Sakrileg“ und „Fifty Shades of Grey“ als Bestseller gemeinsam haben, erfährst du hier:
Jodie Archer, Matthew L. Jockers: Der Bestseller-Code
Plassen Verlag, München 2017.
248 Seiten, 19,99 Euro.
ISBN: 9783864704994