Fairarscht: Wir Konsumenten haben es in der Hand

Sina TrinkwalderWir wollen eigentlich gar nicht mehr hören woher unsere Kleidung stammt oder welches Schicksal die Wurst auf unserem Brot hinter sich hat. Denn fair gehandelter Kaffee und die Biomilch scheinen auch keine Alternative zu sein. Schließlich decken die Medien immer wieder auf, dass auch hinter vermeintlichen Bio-Produkten nichts als Profitgier steckt. „Was kann ich als Einzelner schon ändern?“, fragt sich denn auch die Politikwissenschaftlerin und Betriebswirtschafterin Sina Trinkwalder mit uns allen. Ihre Antwort ist überraschend: „Alles können wir ändern“, ist die Antwort, die sie in ihrem Buch „Fairarscht – Wie Wirtschaft und Handel die Kunden für dumm verkaufen“ gibt. Als Gründerin vom Made in Germany-Label „manomama“ schaut Sina Trinkwalder hinter die Kulissen der Industrie und schließt mit diesem Buch nahtlos an ihr autobiografisches Buch „Wunder muss man selber machen. Wie ich die Wirtschaft auf den Kopf stelle“ an.

Konsumkritik: Augen auf!

Fast täglich erreichen uns Nachrichten, die uns den Appetit nehmen. Da werden Küken geschreddert, Tiere auf engstem Raum zusammengepfercht, Getreide mit Pflanzenschutzmitteln eingesprüht, die später auch auf unserem Teller landen – vom Ekelfleisch brauchen wir erst gar nicht reden. Auch was wir am Körper tragen, hat seine Geschichte: Kinderarbeit, Hinterhofnähereien in Indien und giftige Farbstoffe, die unsere Shirts so schön bunt machen.

Globalisierungskritik: Anders ist nicht immer besser

Müssen wir tatenlos zusehen? Können wir nicht auf genügend geprüfte Produkte zurückgreifen? Nahezu alles ist heute mit ÖkoSiegel zu haben. Und tatsächlich leben bereits viele Menschen vegan oder schwören auf ökologisch einwandfreie Kosmetik, Bioklamotten und fair gehandelten Kaffee. Das Problem: Die Industrieriesen haben den Trend erkannt und nutzen ihn für sich. Oft genügen schon Anteile an Biomaterialien, um „normale“ Produkte zu Bioprodukten aufzupeppen, Bilder idyllischer Landwirtschaft mit glücklichen Kühen sorgen für das gute Gefühl. Dafür bezahlt man gern. Das Geld kommt allerdings selten bei den Herstellern an. Für Sina Trinkwalder ist die Sache klar: Die Konsumenten werden „fairarscht“.

Der Bio-Brause unter den Deckel geschaut

Jede Bewegung fängt klein an. So wurde die Bionade-Brause aus Unterfranken schnell zu einem Trend. „Einst war das neuartige Ökogetränk einer kleinen Brauerei Kultgetränk der gesamten Bioszene“, weiß Sina Trinkwalder. Seit 2009 hält die Radeberger-Gruppe, die zum globalen Riesen des Oetker-Konzerns gehört, die Mehrheit der Anteile an der Bio-Brause. Seit 2012 gehört Bionade der Gruppe zu 100 Prozent. „Dieser Absturz eines Biomärchens saß und sitzt heute noch allen Unternehmern aus der Biobranche in den Knochen, und man pflegt deshalb besonders gut das Image“, so die Autorin. Für Konsumenten gilt, die Herkunft jedes Bioproduktes zu hinterfragen.

Sina Trinkwalder fordert:

  1. Eigenen Standpunkt finden: Nicht blind auf Siegel vertrauen und vorgefertigte Meinungen widerkäuen, sondern sich mit Themen, die für den eigenen Alltag besonders wichtig sind, intensiv beschäftigen. Nicht immer ist Palmöl aus der Küche zu verdammen und nicht jedes Biolabel hält, was es verspricht. Die Globalisierungskritik hat viele Seiten, die es zu beleuchten gilt.
  2. Weniger ist mehr: Auch wer sich die etwas teureren Biolebensmittel leisten kann, sollte hier nicht genauso wahllos zugreifen, wie bei herkömmlichen Waren. Um den ökologischen Fußabdruck eines jeden einzelnen zu verkleinern, müssen wir weniger und bedachter konsumieren.
  3. Langlebige Produkte produzieren und kaufen: Zu den wichtigsten Forderungen gehört, dass wir weniger und dafür hochwertigere Produkte kaufen. Lieber ein gutes Stück Fleisch von der örtlichen Metzgerei als jeden Tag das Wurstbrötchen aus der Plastikverpackung. Dasselbe gilt für Kleidung und die neue Couch: Was uns erst einmal tiefer in die Tasche greifen lässt, hält zumeist auch länger.
  4. Alternativen finden: Um den Weltkonzernen nicht in die Hand zu spielen, lohnt es sich, bei Alltagsprodukten wie dem guten Schwarzbrot Alternativen zu finden. Mit ein wenig Recherche sollte sich ein Anbieter finden lassen, der auf kurze logistische Wege setzt und nicht Teil eines globalen Marktriesen ist.
  5. Regional denken: Wer die Augen offen hält, der wird in seiner Umgebung lokale und regionale Anbieter und Produzenten finden. Der Bauer hinter der Stadtgrenze liefert saisonales Gemüse und frische Milch, eine kleine Modemarke kreiert nachhaltige Kleidung, die man viele Jahre tragen kann.

Mein Fazit:

Ein informatives Buch über die „faire“ Globalisierungskritik, das sich für alle lohnt, die durch Eigeninitiative und mit kühlem Kopf Stück für Stück die Welt zum Besseren verändern wollen.

Autorin: Christiane K., www.LOL-mehr vom Leben.de

Sina Trinkwalder: “ Fairarscht – Wie Wirtschaft und Handel die Kunden für dumm verkaufen“, Knaur TB, München 2016, 208 Seiten, 12,99 Euro, ISBN: 978-3-426-78794-6

Alle lieferbaren Titel von Sina Trinkwalder auf einen Blick gibt es hier.

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