Gender-Key: Der Weg zur Gleichberechtigung

Gleichberechtigung

In deutschen Vorstandsetagen ist nur ein Zehntel der Mitglieder weiblich – das besagt eine aktuelle Studie der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu. Die Ursachen liegen in dem Selbstverständnis der Frau und dem anerzogenen Rollenbild. Und an den Männern.

Blumen gibt es nur für die Dame

Christian Seidel berät Menschen und Unternehmen zu Gender- und Beziehungsthemen. Ein Chat mit einer Frau brachte ihn zu der Frage, wie Frauen in der Männerwelt agieren und wie Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern aussehen muss. Die Bekannte erzählte ihm von einem Meeting, in dem ihr Vorgesetzter sie als die „Farbe auf dem Büroflur“ bezeichnete. Sie war erzürnt, der Chef entschuldigt sich daraufhin mit einem Blumenstrauß. „Würden Sie sich in einer vergleichbaren Situation bei einem Mann ebenfalls mit einem Strauß Blumen entschuldigen“, fragte sie ihn. Natürlich nicht. Wir stecken zu oft in unseren Rollen fest. Im Privatleben fällt es weniger auf, im Berufsleben jedoch umso mehr. Frauen sind das gefühlsbetonte Geschlecht, das Kinder gebärt und beschützt werden muss. Männer sind stark, rational und halten den Laden am Laufen. Solche Klischees sind die Ursache für Situationen wie die obige. Um festgefahrene Rollenklischees aufzubrechen braucht es keine politischen Programme, sondern Selbstreflexion.

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Die Traumata der Männer: Alles ist weiblich

Christian Seidel nahm den Chat zum Anlass, um mit vielen weiteren Frauen über ihr Verständnis von Gleichberechtigung und die Realität in Unternehmen zu sprechen. „Sie wollten im Beruf vorwärtskommen, sie einte die Sorge, wie sie sich in jener Männerwelt durchsetzen, wie sie im anderen geschlechtlichen Lager erfolgreich agieren konnten, ohne dass Mann das Gefühl beschlich, dass ihm etwas weggenommen wurde“, beschreibt Seidel die Ausgangssituation. Es scheint unter diesem Blickwinkel auch Selbstschutz unter Männern zu sein, wenn Frauen auf Vorstandsetagen rar sind. Weiblichkeit und alle ihre Tribute haben doch bitte schön nichts im harten Geschäftsleben zu suchen. Deshalb haben Mütter es schwer, als gleichberechtigte Partner angesehen zu werden. Und auch Frauen ohne Kinder sind potentielle Mütter, die anders ticken als Männer. Seidel nennt das die „Traumata der Männer“. 

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Tabula Rasa – Mit Klischees aufräumen

In seinem Buch „Gender-Key – Wie sich Frauen in der Männerwelt durchsetzen“ stellt Seidel zehn Klischees vor, mit denen Frauen am Arbeitsplatz immer wieder konfrontiert werden. Das Buch funktioniert dabei wie ein Spiegel. Frauen werfen damit einen Blick auf ihr eigenes Leben: Träume ich von der ewigen Liebe, die die Erfüllung meines Lebens sein soll? Verzichte ich auf eine Karriere, um meine Rolle als Ehefrau und Mutter zu erfüllen? Versuche ich im Beruf möglichst männlich zu agieren, um von Kollegen ernstgenommen zu werden?
Aber auch Männer sind dazu aufgerufen, ihr Handeln und Agieren zu überprüfen: Sehe ich in Mitarbeiterinnen, die auch Mütter sind, minderwertige Arbeitskräfte? Widme ich mich der adretten Kollegin stärker als der schüchternen Mitarbeiterin im Rollkragenpulli? Seidel hat keine Patentlösungen parat, denn das Verhältnis zwischen Mann und Frau ist diffizil. Politische Eingriffe wie die Frauenquote oder Imagekampagnen sind nicht ausreichend, denn jeder Mensch muss an sich selbst und seinem Rollenverständnis arbeiten, um Gleichberechtigung zu leben. „Wir brauchen neue Lebensformen“, appelliert Seidel, „Voraussetzung dafür ist eine Auflösung Ihrer eigenen Rolle, Ihrer Klischees“.

 

Das Buch für mehr Gleichberechtigung am Arbeitsplatz:

Christian Seidel: Gender-Key – Wie sich Frauen in der Männerwelt durchsetzen.
Ariston Verlag, München 2016.
288 Seiten, 16,99 Euro.
ISBN: 978-3-424-20152-9

 

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