Scheitern ist unschön, keine Frage. Wir alle versuchen, unseren Lebensweg möglichst ohne Komplikationen zu gehen, schwierige Situationen sind unerwünscht. Das geht auch buddhistischen Mönchen so. Aber: Wenn die Probleme erst einmal da sind, wissen Mönche wie Ajahn Brahm und Master Guojun, wie sie damit umzugehen haben. Und in ihrer Ausbildung und dem Studium im Kloster hatten sie einige Hürden zu nehmen. Einige davon lernen wir in dem Buch „Nur wer loslässt, kann auch fliegen“ kennen.
Loslassen und handeln
In dem schönen Lesebüchlein erzählen die beiden bekannten und beliebten Mönche von ihren persönlichen Herausforderungen und wie sie diese meisterten – eine Quelle der Inspiration! So lebte Ajahn Brahm viele Jahre als Bettelmönch in einem thailändischen Waldkloster. Dort gab es viele Entbehrungen, denen er dennoch etwas Gutes abgewinnen konnte. Besonders eindrücklich ist jedoch eine seiner größten Herausforderungen: 2009 baten ihn vier buddhistische Nonnen, voll ordiniert zu werden und so die gleiche Anerkennung wie ihre männlichen Kollegen zu erhalten. Die Ordination von Nonnen ist seit langer Zeit ein Streitpunkt. Ajahn Brahm unterstützte dieses Anliegen, denn warum sollten die Nonnen mit gleicher Ausbildung weniger wert sein als Mönche?
Für Überzeugungen einstehen macht stark
Er ordinierte die Frauen, was zu einem internationalen Konflikt führte. Seine Gemeinschaft forderte ihn auf, die Ordination zurückzunehmen, es drohte der Ausschluss. „Einen Moment lang empfand ich die ungehörige Versuchung, meine Haut zu retten, koste es, was es wolle“, erzählt er, „Und doch wusste ich genau, dass ich es mir nie verzeihen würde, sollte ich jetzt zurückrudern. (…) Ich wusste, dass ich mit derartigem Ballast nicht hätte weiterleben können.“ Er wurde aus der thailändischen Gemeinschaft ausgeschlossen, aber er war für seine Überzeugung eingestanden.
Was wäre, wenn?
Auch in unserem Alltag quälen wir uns immer wieder mit kleinen oder großen Fragen: Soll ich den ungeliebten Job aufgeben? Sollte ich Kinder bekommen? Will ich mit meinem Partner den Rest meines Lebens verbringen? Diese Entscheidungsfindung ist zermürbend, „kein Wunder, dass wir in dem Moment, in dem die Wahl schließlich getroffen ist, nicht mehr genug Energie haben, sie auch praktisch umzusetzen“, so Brahm. „Die eigentliche Arbeit beginnt erst nach der Entscheidung.“ So war es für Brahm einfach, für seine Überzeugung einzutreten, die eigentliche Aufgabe war es, die Konsequenzen zu tragen und zu etwas Gutem zu wandeln.
Das Lesebuch hält viele solcher Einsichten bereit, die zeigen: Wir können an unseren Herausforderungen nur wachsen. Mönch Master Guojun, der im zweiten Teil des Buches seine Erfahrungen preisgibt, fasst es zusammen, wenn er sagt, dass unsere „Lebenserfahrungen uns prägen und uns zu den Menschen machen, die wir sind, auf diese Weise wachsen wir, reifen und transformieren uns“. Es hilft, Krisen als solche zu akzeptieren und loszulassen – dann bekommen wir einen Geschmack vom Fliegen.
Wer wissen möchte, wie sich fliegen anfühlt, dem sei dieses Lesebuch empfohlen:
Ajahn Brahm, Master Guojun: Nur wer loslässt, kann auch fliegen. Buddhistische Lebensweisheit, um Schwierigkeiten gelassen zu meistern
Lotos Verlag, München 2019
176 Seiten, 16 Euro
ISBN: 978-3-7787-8288-0