Gründer Burnout – Hoch gepokert und alles verspielt

Gründer Burnout

Es gibt Menschen, die haben einfach ein Händchen für ihr Business. Ihnen gelingt fast alles: Mit ihrem Charisma bringen sie Dienstleistungen und Produkte an den Mann, sie können schnell zwischen verschiedenen Aufgaben switchen und bringen mit Fleiß und Enthusiasmus immer wieder tolle Projekte zum Laufen. Dieses Flow-Gefühl entspricht der Gründer-Generation, die seit einigen Jahren die Wirtschaft aufmischt. Tagtäglich werden noch immer viele Startups gegründet, auch wenn die Zahlen langsam zurückgehen. Viele Cloudworker verdienen mit ihrem eigenen Business Geld und setzen auf das unabhängige Arbeitsleben, das viele als New Work kennen.

Im Flow des Erfolgs

Auch Martin Sänger und Benjamin Schulz sind auf der Erfolgswelle unterwegs. Sie brennen für ihre Unternehmungen, verdienen schon in den 20ern viel Geld und sind auf der ganzen Welt unterwegs. Und dann kommt es: Das Gründer-Burnout.
„Keiner hat es kommen sehen“, so die Autoren, „aber nicht, weil es kein Frühwarnsystem geben würde, sondern weil alle Anzeichen runtergespielt oder nicht ernstgenommen wurden.“
Auch Martin dachte nicht, dass es ihn treffen könnte. Und dann hatte er einen akuten Herzinfarkt und wird von der Notaufnahme im Bett, im Laufschritt von einem Team begleitet, in den OP gebracht. Die Ärzte schaffen es, ihm Stents zu setzen. „Ich bin glücklicherweise um die große OP drum herumgekommen“, erzählt Martin, „ich dachte dann: ‚Okay, super, jetzt sitzen da zwei Stents drin und ich kann jetzt nach Hause gehen’.
Das Schicksal spürte, dass er die Botschaft noch nicht verstanden hatte. Auf der Intensivstation angekommen, hört sein Herz auf zu schlagen.„Ich kam nicht mal mehr bis zum Klingelknopf“, erinnert er sich, „davor fing mein Monitor an Alarm zu geben und ich habe tatsächlich auch nicht mehr dieses Piep, Piep gehört, sondern eine durchgängige Nulllinie, wie es so schön heißt.“
In ihrem Buch „Unbesiegbar“ erzählen Martin und auch Benjamin, wie sie von sehr erfolgreichen Gründern, die schon vor dem 18. Lebensjahr Unternehmer waren, zu zwei Männern wurden, die mit Vollgas gegen die Wand gefahren sind.

Seelenstriptease auf der Route 66

Als sich die beiden vor einiger Zeit kennen lernen, machen sie sich kurze Zeit später auf, um einen Roadtrip auf der legendären Route 66 anzutreten. Beide lieben amerikanische Autos und Steaks ab 500 Gramm – das verbindet. Auf ihrer gemeinsamen Reise entsteht ihr Buch, das von ihrem ganz persönlichen Gründer-Burnout erzählt. Sie geben ihre Gefühle preis, erzählen wie es war, als sie bemerkten, dass sie ihre Kinder vernachlässigt haben, sich von dem Ehepartner unaufholbar entfernt haben und irgendwie auch sich selbst aus dem Blick verloren haben. Was war noch einmal der Sinn von dem Ganzen?
„Ich habe mich gefragt, was eigentlich mein Big Picture ist für mein Leben, für meine Selbstständigkeit, für meine Kinder, für meine Ehe“, erzählt Benjamin, „das Dramatische war, ich hatte keine Antwort darauf, das war so ätzend!“ Er machte sich auf die Suche danach, genauso wie Martin. Antworten fanden sie auch auf ihrer Reise auf der Route 66.
Das Unternehmerherz brennt noch heute in beiden lichterloh. Sie sind noch immer nicht die achtsamen Yoga-Enthusiasten und die Joggingstrecke möchten sie am liebsten mit dem Taxi abfahren. Aber der Fokus hat sich bei beiden verschoben, gerade noch rechtzeitig. Mit ihrer Geschichte möchten der Speaker und der Sparringspartner zeigen, dass es jeden treffen kann und eine persönliche Niederlage, kein Verlust sein muss, sondern der erste Schritt zu einer Verbesserung.

Roter-Reiter-Fazit:

Ein sehr persönliches Buch, das anhand von Interviews zwischen den Autoren, in Zeitlupe zeigt, wie erfolgreiche Gründer, die alles haben, doch gegen die Wand fahren können.

Martin Sänger, Benjamin Schulz: Unbesiegbar. Mit Vollgas in den Crash.
werdewelt Verlag, Mittenaar-Bicken 2018
173 Seiten, 24,90 Euro
ISBN: 3981895762

 

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