Nach dem Studium geht es nun endlich los, die Bewerbungsphase liegt hinter dir und du hast deinen ersten Arbeitstag. Du bist motiviert, verfügst über das aktuelle Fachwissen in deinem Metier und – ach ja – du bist motiviert. Damit du deinen neuen Kollegen mit deiner forschen Art nicht vor den Kopf stößt, beachte die folgenden Tipps für Berufseinsteiger.
Kenne den Beziehungseisberg
Wichtig ist zu wissen: Niemand kann optimal auf den Berufsstart vorbereitet sein, denn bevor es in medias res geht, können wir uns lediglich mit den formalen Aspekten des Jobs vertraut machen. Wie ist das Unternehmen aufgebaut, welche Abteilungen gibt es? Richtlinien und Handbücher verraten ein wenig über die Prozesse und Herangehensweise in der Firma. Aber wir sind alle nur Menschen, deshalb ist der viel wesentlichere Anteil eines Unternehmens das Beziehungsgeflecht und das Machtgefälle zwischen den Mitarbeitern. Erst nach und nach entdecken Berufseinsteiger, wer mit wem kann, welcher Mitarbeiter durch eine pikante Geschichte in Ungnade gefallen ist und welche Werte in der Unternehmensphilosophie wirklich gelebt werden. „Ein ungemütlicher Fall könnte auch sein, dass der direkte Vorgesetzte eines neuen Mitarbeiters mit seiner Sekretärin ein Techtelmechtel hat“, so Diplom-Psychologe Claus Peter Müller-Thurau, „wenn es sich der neu Hinzugekommene in Unkenntnis der Verhältnisse beizeiten mit der Besatzung im Vorzimmer verdirbt, ist er möglicherweise vor der eventuellen Beendigung dieser Liaison selbst aus dem Rennen.“ Geschichten, die das (Berufs-)Leben schreibt.
Impression Management: Sei – ein bisschen – du selbst
Der eigene Berufseinstieg ist keine Tabula Rasa. Alle Mitarbeiter haben ihre Vorgeschichten und der Neue stolpert dort hinein. In seinem Ratgeber „Knigge für Berufseinsteiger“ halt Claus Peter Müller-Thurau viele Tipps für Berufsanfänger parat, die es so in keinem Karriereratgeber zu finden gibt. In den ersten Wochen im Job gilt es sich zu beweisen – und das nicht allein mit Fachwissen und speziellen Skills. Es gilt als Mensch zu überzeugen – zumindest diejenigen, auf die es ankommt. Gelingt das nicht, droht das Ausscheiden nach der Probezeit und die Leidtragenden sind die, „die in der Probezeit scheitern, denn dieser Sachverhalt schlägt sich im Zeugnis nieder und ist damit bei der Suche nach einer neuen Aufgabe erklärungsbedürftig.“ In den ersten 100 Tagen dürfen Berufseinsteiger weder beim Vorgesetzten katzbuckeln – was bei den Mitarbeitern nicht gut ankommt, noch sich komplett dumm stellen. Auch das Imponieren mit dem neuesten Branchen-Slang, den man auf der Uni kennen gelernt hat, der aber noch nicht im mittelständischen Unternehmen angekommen ist, macht zumeist keinen guten Eindruck. Es gilt also, sich möglichst geschmeidig in das Uhrwerk des Unternehmens einzufügen und Eindruck zu machen, ohne sich aufzudrängen.
Das klingt nach Arbeit, ist es auch. Es lohnt sich aber, denn (ein weiteres) ungeschriebenes Gesetzt besagt: „Wie man im Job startet, so liegt man später im Rennen.“ In seinem Knigge erklärt Claus Peter Müller-Thurau, wie Berufseinsteiger die üblichen Fettnäpfchen und die ungeschriebenen Regeln eines Unternehmens identifizieren, damit der Start ins Berufsleben möglichst ohne große Komplikationen verläuft.
Claus Peter Müller-Thurau: Knigge für Berufseinsteiger
Haufe Gruppe, Freiburg, München, Stuttgart 2017.
ISBN: 978-3-648-09644-4 (ebook)
155 Seiten, 16,99 Euro.