Es ist ganz einfach: Wer wenig hat, der muss auch wenig aufräumen. Getreu diesem Motto unterrichtet die japanische Aufräum- und Entrümpelungsexpertin Hideko Yamashita ihre Klienten im gelebten Minimalismus.
Das Motto: Dan-Sha-Ri
Vom japanischen Wohnstil ist bekannt, dass es wenig mehr als eines Tatami und der Reisschüssel bedarf, um gut zu leben. Trotz des traditionellen Minimalismus scheint es auch in Japan Menschen zu geben, die Dinge horten, alte Kleidung nicht wegwerfen können und ihre sowieso kleinen Wohnungen zu vollstellen. Deshalb entwickelte Hideko Yamashita das Konzept Dan-Sha-Ri.
Dan: unwichtige Dinge nicht in das eigene Leben lassen
Damit zeigt sie, wie wir nicht nur in unseren Wohnungen Ordnung schaffen und Zeit für das Aufräumen sparen, sondern auch unser Leben erleichtern. Wir werfen Ballast ab, indem wir wieder lernen, im Hier und Jetzt zu leben und nicht zu viele ungenutzte Gegenstände horten, die an Erinnerungen geknüpft sind. Die Idee dahinter: Nur Dinge, zu denen wir eine lebendige Beziehung haben, benötigen wir wirklich. Während des Aufräumprozesses fragen wir uns also, ob wir diese Dinge nutzen und ob sie Teil unseres Lebens sind. Dabei geht es nicht nur darum, nach Nützlichkeit zu entscheiden.
Schöner wohnen und sich wertschätzen
„Mit Dan-Sha-Ri erreichen wir viel mehr als nur eine saubere Wohnung“, so die Aufräumexpertin, „wir erkennen unsere wahre Natur, lernen, uns selbst zu lieben, und gewinnen dadurch ein positives Selbstgefühl.“ Wer sich die Wohnung zumüllt, der hat auch seelisch an etwas zu knabbern. Ausräumen und entsorgen hat dann etwas von einem Befreiungsschlag.
Sha: Regelmäßig Müll und nicht benötigte Sachen entsorgen
„Tagtäglich benutzen wir eine billige Tasse, die wir als Werbegeschenk bekommen haben“, erklärt sie. Die schöne teure Tasse bliebe jedoch im Schrank stehen, viele kennen das Prinzip auch vom ‚guten Geschirr’ bei Oma. „Unser Unterbewusstsein flüstert uns also ein, dass eine so edle Tasse nicht zu uns passt – was im Grunde bedeutet, dass wir es nicht wert sind, die zu benutzen.“ In ihrem Ratgeber „Dan-Sha-Ri: Das Leben entrümpeln, die Seele befreien“ erzählt Yamashita von ihren Klienten, die mit Dan-Sha-Ri lernen, sich aus der Vergangenheit zu lösen, Ängste zu überwinden und Ordnung im Seelenleben und der Wohnung herzustellen.
Mit System wohnen: Die 70-50-10-Prozent-Regel
Damit der Status Quo der aufgeräumten Wohnung erhalten bleibt und im Alltag weniger Zeit mit Aufräumen verbracht wird, empfiehlt die japanische Aufräumexpertin die 70-50-10-Prozent-Regel.
- Maximal 70 Prozent der nicht-sichtbaren, durch Türen verschlossenen Schränke sind eingeräumt. Die restlichen 30 Prozent bleiben frei, damit die Gegenstände beweglich bleiben.
- Maximal 50 Prozent der sichtbaren Schränke sind eingeräumt. Sind Regale und offene Schrankwände nur halb gefüllt, wirken sie laut Yamashita ästhetischer.
- Maximal 10 Prozent der Sideboards oder Regal sind mit Deko und Kunst besetzt, damit die Kunstwerke und dekorativen Elemente einer Wohnung gut zur Geltung kommen.
Weniger ist mehr: „Wenn man die 70-50-10-Prozent-Regel konsequent anwendet stellt man fest, dass automatisch die Wertigkeit der Gegenstände steigt“, so Hideko Yamashita.
Ri: Durch das Verinnerlichen von Dan und Sha lernen, nicht mehr nach materiellen Besitz zu streben, sondern innerlich frei zu werden und sich auf das Wichtige im Leben zu konzentrieren.
Der klassischen Minimalismus-Regel „Packe etwas weg und wenn du es zwölf Monate nicht gebraucht hast, kannst du es entsorgen“, setzt Hideko Yamashita noch ein lebensphilosophisches Grundprinzip auf: Nur schöne und liebgewonnene Dinge in seine Wohnung und sein Leben lassen, nicht horten, sondern nutzen und sich selbst schätzen: Mit ihrem Buch zeigt Hideko Yamashita, wie wir wertschätzend leben und wohnen können.
Der Weg zum befreienden Minimalismus:
Hideko Yamashita: Dan-Sha-Ri: Das Leben entrümpeln, die Seele befreien. Mit der japanischen Erfolgsmethode Überflüssiges loswerden, Ordnung schaffen, frei sein
Integral Verlag, München 2017, 12,99 Euro.
ISBN: 978-3-7787-9272-8