Prokrastination – Nicht mehr aufschieben, sondern machen

prokrastination buch

Jeder kennt es: Es erwischt dich beim Bügeln, dem Schreiben der Hausarbeit oder der Auswahl der neuen Wohnzimmerlampe. Aufschieberitis. Wir wissen, dass die Aufgaben erledigt werden müssen, können uns jedoch nicht dazu überwinden. Die sogenannte Prokrastination ist ein Phänomen des Zeitgeistes.

Unbegrenzt viele Möglichkeiten lähmen

Wir leben in einer Gesellschaft, in der scheinbar alles möglich ist. Bildung steht grundsätzlich jedem offen, das grenzenlose Reisen ist möglich, Konsumgüter gibt es in allen Preiskategorien und jeder kann wählen, wie er sein Geld verdienen möchte. Leben mit Partner oder ohne, mit Kindern oder kinderlos, auf dem Land oder in der Metropole, im Minimalismus oder Konsumrausch – jeder entscheidet selbst. Oder entscheidet eben auch nicht. „Das Potenzial und die Möglichkeiten, die uns die heutige Welt bietet, sind atemberaubend“, so Petr Ludwig, Wissenschaftspopularisator und Berater, „deren Breite können wir uns als offene Schere vorstellen.“ Je mehr Möglichkeiten die Zeit mit sich bringe, desto mehr öffne sich die Schere des Potenzials, so Ludwig. Das müsste uns eigentlich zu einer sehr glücklichen Gesellschaft machen, denn sind nicht die vielen Möglichkeiten und die damit verbundene Freiheit eines der höchsten Güter? Das Gegenteil scheint der Fall zu sein.

 

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Das Zeitalter der Entscheidungsparalyse

Je mehr Wahlmöglichkeiten wir haben, desto schwieriger fällt es uns, uns zu entscheiden. Das betrifft nicht nur ungeliebte Aufgaben, die wir verschieben, weil wir sie nicht erledigen wollen, obwohl wir müssen. Neben dem Erledigen der Hausarbeit kann man sich schließlich wunderbar beim Yoga entspannen, die Blumen umtopfen, ein leckeres Rezept für das Abendbrot heraussuchen – eben alles, außer der dringend zu erledigenden Aufgabe. Es betrifft auch Entscheidungen, die eigentlich Spaß machen: Die Wahl des nächsten Reiseziels, den Kauf eines neues Bücherregals oder gar die Kinderfrage – es gibt so unterschiedliche Lebensentwürfe und Angebote, dass wir uns nicht trauen, uns für eine Sache zu entscheiden. Denn dadurch schließen wir eine andere mögliche Entscheidung aus. „Je komplizierter der Vergleich der Alternativen ist, umso mehr tendieren wir dazu, die Entscheidung aufzuschieben“, so Ludwig.

 

Wie Prokrastination sich auf unser Wohlbefinden auswirkt

In seinem Buch „Schluss mit Prokrastination. Wie man aufhört zu verschieben und anfängt zu leben“, das Petr Ludwig gemeinsam mit Petra Kubin und Gernot Bogner verfasste, stellt er neun Instrumente vor, mit denen jeder Einzelne seinen Weg aus der Prokrastination findet. Es ist ein Weg, der auf unsere Persönlichkeit wirkt, denn wer nicht alles aufschiebt, ist aktiver, entscheidungsfreudiger und effektiver. Aufschieberitis führt hingegen zu Demotivation, weil keine Aufgaben erledigt und Entscheidungen aufgeschoben werden. Jegliche Effektivität geht so völlig verloren, was wiederum zu Stress führt. Denn irgendwann muss die Hausarbeit geschrieben und der Abwasch gemacht werden. „Einfache Instrumente können unsere Effektivität multiplizieren“, so der Autor, „das Ausschöpfen des Potenzials führt dann zur Zufriedenheit.“

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Jedem seinen täglichen Arschtrittzettel

Einer der Instrumente gegen die Prokrastination ist der Arschtrittzettel. Er besteht aus einer Wochenübersicht, in der Aufgaben und Gewohnheiten eingetragen werden, in denen wir besonders gern prokrastinieren: Aufstehen, Sport, Absaugen oder weniger Alkohol trinken. Für jede dieser Gewohnheiten wird ein Minimum bzw. Maximum eingetragen, das jeden Tag erreicht werden muss. Das kann bedeuten, dass mindestens 20 Kniebeugen pro Tag auf dem Sportprogramm stehen. Und wenn der Wecker um 7.30 Uhr klingelt, wird aufgestanden. Für jedes erreichte Ziel wird ein grüner Punkt hinter die Aufgabe gesetzt, für jedes nicht erreichte ein roter. Ein einfaches System, das durch seine Visualisierung jedoch wirkt. Zu Beginn sollte sich jeder kleine, erreichbare Ziele stecken, damit Fehlschläge nicht zur Frustration führen. Färbt sich der Wochenplan immer öfter komplett grün, können die Ziele höher gesteckt werden. Petr Ludwig schwört auf den Arschtrittzettel als Methode gegen Prokrastination: „Er brachte mir bei, früh aufzustehen, morgens kalt zu duschen und Morgensport zu treiben.“ Mit seinem Ratgeber ist tatsächlich „Schluss mit Prokrastination“, denn der Arschtrittzettel und die weiteren acht Methoden sind alltagserprobt und das Buch voller wertvoller Tipps und – für Prokrastinierer vielleicht noch wichtiger – unterhaltsam und kurzweilig geschrieben.

Hamsterrestart, Flowzettel und ToDo-Today: Wer noch mehr einfache Mittel gegen Prokrastination kennen lernen möchte, lese dieses Buch:

Petr Ludwig mit Petra Kubin und Gernot Bogner: Schluss mit Prokrastination. Wie man aufhört zu verschieben und anfängt zu leben.
Redline Verlag, München 2017.
272 Seiten, 14,99 Euro.
ISBN: 978-3-86881-666-2

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