Was tun? Der Trotzanfall als Ausnahmezustand

Trotzanfall Hilfe

Wer sich schon einmal mit einem Kleinkind in der Trotzphase konfrontiert sah, weiß, dass es wenig braucht, um Rot zu sehen. Da wurde die Tomatensoße auf der falschen Stelle auf dem Teller platziert oder Papa hat den Toast mit Marmelade statt Butter bestrichen. Da kann man als Kind schon einmal nervös werden. Eltern sollten versuchen, beim Trotzanfall besonnen zu reagieren.

Erste Hilfe bei einem Trotzanfall

Die Klassiker: Das Kind möchte nicht schlafen gehen. Es streitet sich mit dem besten Freund um ein Spielzeug und wird zum Beißer. Das Kind heult scheinbar ohne Grund los – und wir Eltern heulen gleich mit. Während ein Baby sich in emotionalen Ausnahmezuständen durch Singen oder Herumtragen beruhigen lässt, ist es schwer, ein dreijähriges Kind zu bändigen. Die erfolgreichen Bloggerinnen Danielle Graf und Katja Seide (www.gewuenschtestes-wunschkind.de) geben in ihrem Buch „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn. Der entspannte Weg durch Trotzphasen“ ihre bewährten Mittel und Ratschläge für Eltern von Trotzköpfen weiter. Hier also das Erste-Hilfe-Programm für Trotzkinder und genervte Eltern.

Trotzanfall Hilfe

Schritt 1: Erde an Kind – Kontakt aufnehmen

Hat ein Kind sich in einem Trotzanfall in Rage geschrien und liegt brüllend auf dem Boden, hilft es nicht, es auf sein unverständliches Verhalten hinzuweisen. Es hört uns nicht. Im Kleinkindgehirn leuchtet gerade ein Martinshorn auf, das keine Reflektion zulässt. „Während eines Wutanfalls kommen unsere Worte bei unseren Kindern schlicht nicht an“, fassen es Danielle Graf und Katja Seide zusammen. Also auf Augenhöhe mit dem Kind gehen und es erst einmal wütend sein lassen. Damit Kids lernen, ihre eigenen Gefühle zu spiegeln und zu benennen, hilft es, sie zu benennen. „Du bist wütend“ kann das Mantra sein, das Eltern alle paar Minuten während des Anfalls wiederholen. „Irgendwann – das kann durchaus zehn Minuten dauern – kommt bei unserem Kind an, dass wir verstanden haben, dass es über unsere Entscheidung wütend ist.“ Dann ebbt der Gefühlsturm nach und nach ab.

Schritt 2: Standhaft bleiben – Botschaft senden

Nun ist es an der Zeit, dem Kind noch einmal zu verdeutlichen, dass es jetzt trotzdem Zähneputzen, schlafen gehen oder aufräumen muss bzw. es bei einem „Nein“ bleibt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es nun noch einmal wütend wird und die eine oder andere Träne fließt. „Das Kind möchte einfach noch einmal seiner Enttäuschung Ausdruck geben“. Eltern können nun den ersten Schritt wiederholen, wenn die Situation wieder zu eskalieren droht. Ist der Anfall am Abebben, ist einfach Abwarten angesagt. „Sobald sie ihre Gefühle mit unserer Hilfe ausgehalten und durchlebt haben, blicken sie in aller Regel ohne einen Rest negativer Gefühle nach vorn“, so die Autorinnen, „sie sind erschöpft, aber fühlen sich gleichzeitig auf eine gute Art erstarkt.“

Trotzanfall Hilfe

Schritt 3: Den kleinen Finger reichen – Kompromiss suchen

Es ist nicht immer möglich, jeden Trotzanfall zu Ende zu begleiten. Vor allem morgens drängt die Zeit, Eltern können es sich nicht leisten, zu spät zur Arbeit zu kommen, weil der geliebte Nachwuchs Rotzblasen heult. Manchmal liegt der Streit aber auch bereits in der Luft. Hier kann es angemessen sein, rechtzeitig einen Kompromiss anzubieten, der die Situation entschärft. Ist es tiefster Winter und der Nachwuchs möchte unbedingt die Regenstiefel anstatt der warmen Winterstiefel anziehen? Dann könnte es ein Kompromiss sein, das er für den kurzen Weg zur Kita die Regenstiefel anziehen darf und die Winterstiefel für später eingepackt werden. Eltern können auch auf ihrem Wunsch – das Anziehen der Winterstiefel – beharren und so den Trotzanfall auslösen. Es gibt aber Situationen, in denen ein „Abwägen zwischen den Bedürfnissen aller Beteiligten und dem Finden einer Lösung, die für alle annehmbar ist“, wichtiger ist.

Trotzanfall Hilfe

Es sollte jedoch nicht zur Gewohnheit werden, das Kind in jeder als schmerzlich empfundenen Situationen abzulenken oder selbst einzulenken. „Ein Kind, das mit zwei Jahren gelernt hat, dass ein zerbrochener Keks nicht das Ende der Welt bedeutet, weil es ausgiebig in den Armen einer lieben Person darüber trauern konnte, kann mit fünf besser aushalten, wenn sein Lieblingsspielzeug kaputtgeht, und als Erwachsener adäquat mit Rückschlägen und Niederlagen umgehen“, resümieren die Bloggerinnen. Danielle Graf und Katja Seide erklären in ihrem wunderbar lebensnahen Buch, wie Kinder ticken und welche wichtige Rolle Trotzanfälle in der (Autonomie-) Entwicklung spielen. Für typische, eskalierende Alltagssituationen geben sie Tipps und verraten Tricks, so dass Eltern cool bleiben, wenn die Kinder wieder heiß laufen.

Der Ratgeber für die Trotzphase:

Danielle Graf / Katja Seide: Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn. Der entspannte Weg durch Trotzphasen
Beltz Verlag, Basel und Weinheim 2016.
288 Seiten, 14,95 Euro
ISBN: 978-3-407-86422-2

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