Das, was uns glücklich macht, liegt manchmal so nahe. Es braucht keine aufwändigen Aktionen, es reicht das Normale. Man muss es nur wahrnehmen, das kleine Glück. Dafür plädiert auch Gina Schöler, die mit ihrem Buch „Das kleine Glück möchte abgeholt werden“ 222 Anstiftungen für mehr schöne Momente bietet.
Wie Dosenpfirsiche Endorphine freisetzen
Gina Schöler weiß, was sie als Kind an heißen Sommertagen selig machte. Nach dem Mittagessen bei Oma und Opa pausiert die Welt beim Mittagsschlaf. „Bevor ich mich in das riesige und butterweiche Ehebett im eiskalten Schlafzimmer kuschele, um für eine Weile wegzuschlummern, gibt es aber erst einmal Nachtisch. Meinen Lieblingsnachtisch: Dosenpfirsiche.“ Wenn sie heute eine Auszeit braucht, dann kauft sie sich eine Dose pappsüßer Pfirsiche und schon ist das heimelige Gefühl von damals zurück. Wer hat nicht auch selbst so eine Lieblingsspeise, die nicht zur Haute Cuisine gehört, aber Magen und Herz erwärmt?
Die Anfänge der Glücksrevolution
Gina Schöler ist die Glücksministerin, der das „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ untersteht. Als Studentin an der Hochschule Mannheim entwickelte sie mit Daniel Clarens und weiteren Kommilitonen diese Kampagne als Semesterprojekt. Ziel war es, eine Idee zu entwickeln, die die gesellschaftliche Wertehaltung nachhaltig verändert und damit zu klären: Was macht glücklich? Die Studenten nahmen sich das Land Bhutan als Vorbild. Dort ist Glück Staatssache. Ein eigens dafür vorgesehener Minister wacht über das Wohlbefinden der Bevölkerung. Das Studentenprojekt war so erfolgreich, dass es 2014 zum Forschungsgegenstand der Masterthesis wurde. Seither ist die Kommunikationsdesignerin Gina Schöler europaweit unterwegs, um gemeinsam mit Menschen in Vorträgen, Workshops, Veranstaltungen oder interaktiven Aktionen die Frage zu beantworten: Was macht glücklich?
Die Glücksexperten empfehlen
In ihrem Ratgeber „Das kleine Glück möchte abgeholt werden. 222 Anstiftungen vom Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ verraten Gina Schöler, Experten für Glück und bekannte Persönlichkeiten ihre Tricks, sich Glücksmomente zu verschaffen. Raul Krauthausen ist Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit. Er selbst hat die Glasknochenkrankheit und ist Rollstuhlfahrer. Ein einprägsames Erlebnis, das ihn nachdrücklich beeindruckt, hatte er in einer Schule. Er sollte dort vor einer Klasse einen Vortrag halten, die Schüler stellten ihm Fragen. Ein Junge im Rollstuhl fragte ihn, wie er selbstbewusster werden könne. „Ein 12-jähriger Junge, der so klar und reflektiert im Kopf war, wie ich noch nicht einmal mit 30“, sagt Raul Krauthausen, „ein Junge, der sich traute, vor seinen Freunden einem Fremden eine solch intime Frage zu stellen!“ Er ist gerührt und sieht eine Chance, diesem Jungen und den anderen Schülern einen wertvollen Tipp zu geben: „Lasst euch von niemanden sagen, was ihr nicht könnt“, so Raul, „weder von euren Lehrern, Eltern, noch von sonst irgendjemanden.“ Fazit: Andere in ihren Träumen zu bestärken, kann glücklich machen.
Mach mal langsam
Jede kleine Erzählung des Buches wird von einem Aufruf abgeschlossen, der geradezu danach schreit, in die Tat umgesetzt zu werden.
Kleine Anstiftungen zum Glücklichsein:
- Sag spontan Ja zu einer neuen Chance
- Nimm eine fremde Person mit unter deinen Schirm
- Leg dich hin und höre Musik
Immer geht es darum, einen Gang herunterzuschalten und in sich hineinzuhören: Auf was kommt es an? Was erfüllt mich?
Was macht glücklich? Finde deine eigene Antwort
Manche Geschichten sind berührend, andere lustig und viele zeigen die tiefgründige Seite vom Alltag. Andreas Gregori hat den Glücksfinder-Podcast ins Leben gerufen. Er findet sein Glück, wenn er für einen Podcast-Beitrag anderen Menschen zuhören kann, um ihre Formel für mehr Glück zu erfahren. „Ich lasse mich völlig auf meinen Gesprächspartner ein“, sagt er, „ich formuliere keine Fragen, während ich zuhöre, sondern lasse mich von ihren Geschichten berühren.“ Dieses Zuhören ohne Ziel und dem Drang, sich selbst zu erklären, ist befreiend und schenkt Andreas Gregori immer wieder schöne Momente: „Für mich ist dies eine Form der Achtsamkeit, die es mir erlaubt, im Hier und Jetzt zu sein und das Glück des Augenblicks zu empfinden.“
Was macht glücklich? Wer sein eigenes Rezept für mehr Glück verraten oder sich inspirieren lassen möchte, folgt dem Twitter-Hashtag #daskleineglück.
Antworten auf die Frage „Was macht glücklich?“ gibt es hier:
Gina Schöler: Das kleine Glück möchte abgeholt werden.
222 Anstiftungen vom Ministerium für Glück und Wohlbefinden.
Campus Verlag, Frankfurt/Main 2016. 233 Seiten, 17,95 Euro.
ISBN: 978-3593505893