„Es gibt nichts, was wir tun müssten, außer uns auszuruhen …“, singt Judith Holofernes in einem Lied. Dabei geht es um mehr, als am Wochenende einmal die Füße hochzulegen. Dahinter steht eine Lebenseinstellung, die die Grundlage für ein zufriedenes und gesundes Leben ist.
Entspannung als Lebensphilosophie
Es gibt im Alltag eine Menge Dinge, die wir tun müssen. Beziehungen pflegen, Familie, Job und Hobbys. Alles möchte in einen 24-Stunden-Tag untergebracht werden und wir geben uns auch alle Mühe. Die Digitalisierung ist hierbei Fluch und Segen zugleich: Die Möglichkeit, ständig mit Menschen in Kontakt zu stehen und einen Kommentar abzugeben, kann zur Belastung werden. Die Erwartungshaltung „entertaint“ zu werden, ist groß. Ertragen wir eigentlich noch die Stille? Überhören wir in dem Meer an Meinungen und Stimmen unsere eigenen Gedanken? Anstatt zwischen Feierabend und dem stressigen Großeinkauf für die Familie eine Stunde Yoga einzuschieben, sollten wir einfach weniger tun. „Faulheit ist ein jahrhundertealtes Konzept, das auf fernöstliche Religionen und Philosophien zurückgeht“, sagt Laurence Shorter. In seinem Comic-Buch Lazy Guru – Entspannt durchs Leben zeigt er, wie wenig es wirklich zu tun gibt.
Konsum als Seelentröster
Wer sein überbordendes Leben unter Kontrolle behalten will, der muss ganz schön viel Zeit investieren. Um im Job zu funktionieren, wird die Grippe mit Tabletten unterdrückt, gegen ein einsetzendes Gefühl von Langeweile zieht es uns von Event zu Event. „Die ganze Welt könnte in die Brüche gehen und ins Klo fallen“, beschreibt es Shorter, vor allem, „wenn es Ihnen nicht so gut geht“. Und mit diesen Empfindungen steckten viele ihre Gefühle in eine Kiste, „wo sie sicher und außer Sichtweite sind“. Das klappt nur minder gut. Denn mit den Gefühlen werden auch Intuition, Kreativität und Spontanität verbannt. Und wenn wir beginnen, unsere Empfindungen zu ignorieren, entständen „Löcher und Lücken“ in uns, „Löcher, die die Welt nur zu gern mit anderen Sinneseindrücken zuschüttet“, so Shorter. Also hängen wir noch länger vor dem TV, konsumieren und suchen beim Glas Wein Entspannung. Ein endloser Kreislauf. Nur am eigentlichen Leben und seinen schönen Seiten laufen wir vorbei.
Die Übungen zum Lazy Guru
In seinem kurzweiligen Ratgeber-Comic mit Illustrationen der Trickfilmzeichnerin Magali Charrier (Minou) zeigt Laurence Shorter, wie wir vom Crazy Guru zum Lazy Guru werden. Es ist eigentlich ganz einfach, das Nichtstun. In einer Leistungsgesellschaft wird daraus aber eine große Herausforderung. Nichts tun? Ohne Anleitung? Ohne Ziel? Das geht so:
Bettitation
Den Tag ohne To-Do starten:
„Bleiben Sie im Bett liegen und lassen Sie die Geräusche und Eindrücke des Morgens über sich hinwegspülen…Ohne Eile, ohne Ziel, ohne Chakren-Atmung. Entspannen Sie einfach… Es gibt nichts, was Sie tun müssten.“
Moderner Minimalismus
Mit was stopfen wir unsere Löcher? Smartphone, Kaffee, Überstunden und Fitnesstraining:
„Entfernen Sie die Requisiten – vielleicht nur für ein oder zwei Tage: Nehmen Sie sich alle Stützen, alles, was die Risse verbirgt.“
Wer sein Leben von unnötigem Ballast befreien möchte, kann den modernen Minimalismus wählen. Dabei wird aus dem Wohnumfeld alles entfernt, was man nicht unbedingt benötigt. Minimalistische Hardliner besitzen nur noch 100 Dinge. Vielleicht reicht es auch, das Smartphone und den Rechner am Wochenende auszulassen und ein Stündchen dösend auf dem Balkon zu verbringen.
Das Buch für die entspannende Lektüre: Laurence Shorter: Lazy Guru – Entspannt durchs Leben. Ariston Verlag München, 2016. 255 Seiten, 16,99. ISBN: 978-3-424-20149-9. Hier kannst Du das Buch bestellen.